Shadowrun Berlin

Die Online Erweiterung von Andreas AAS Schroth

Drachenbrut 03 | Jahre des Blutes (1)

HAMBURG | 2053

Mit einem dumpfen Knall wird der Vorhang vor dem Schwarzmarkt weggerissen. Sekundenbruchteile später ziehen Rauchgranaten schwelende Spuren hinter sich her, prallen auf den Boden und speien in kreisenden Bewegungen dichten, weißen Rauch aus. Im Nebel des Eingangs leuchtet das Mündungsfeuer der HanSec-Soldaten auf, Laserzielsichtgeräte sprühen feine rote Linien in den Rauch. Zwischen Rauch und schweren Kampfstiefeln kann man den Leib eines Kindes erahnen, das weiter hinten in einer blutigen Lache liegt, die Finger reflexartig zitternd um ein Stück Brot geschlungen. Die Schmuggler werfen Kisten in Löcher im Boden, hechten durch rückwandlose Kisten und geben ungezielte Sperrfeuerschüsse Richtung Ausgang ab. Über dem Haus ist das Rattern von Rotoren zu hören, schwere Stiefel stolpern über die Ziegelsteine des Daches.

Tolstoi hat sich nahe einer nach draußen führenden Ladeluke positioniert. In Sichtfeld seiner Augen zirkulieren die Fadenkreuze der Gegnererkennungssoftware, die jede rote Spur, jedes Mündungsfeuer mit einem Marker versieht. Für eine Entfernungsabtastung durch den Rauch bleibt keine Zeit, jede Milisekunde zu kostbar, um sie für selbst diese kaum merkliche Rechenzeit zu opfern.

Über die digitalisierte Szenerie flirrt sein Smartaim-Kreuz entlang der Türrahmung, die er mit Flechette-Geschossen eindeckt. Eine Bewegung aus den Augenwinkeln läßt ihn herumfahren, seine Bewegung eine verzerrte Schliere für den Soldaten, der sich hinter ihm in die offene Luke schwingt. Die Munianzeige flickt von FLE auf SHT, doch die Waffe spuckt kein Feuer. Nur Zentimeter vom Gesicht des HanSec entfernt schnellt Tolstois Arm mit der Schrotpistole nach vorne und trifft hart auf das Metall des Integralhelmes. Strauchelnd stolpert der Soldat zurück, seine AK entgleitet ihm. Er hält sich am Polyfaserseil fest, das mit seinem Geschirr vertäut ist. Zielerfassung, kurze Salve. Das Seil zerfasert, schreiend fällt der Gardist rücklings aus der Luke – nicht weit genug, offenbar. Statt feuchtem Platschen erklingt unten das Geräusch zerberstenden Holzes, das Geräusch von Metall an Stein, doch Tolstoi wirbelt schon wieder herum.

Zwei Gardisten mit Zielsuchern sind im Türrahmen aufgetaucht, im Automatikfeuermodus deckt der Elf in der schwarzen Ledermontur den Türbalken direkt über ihren Köpfen ein. Sie hechten in die Deckung zweier Kisten.

Die Hand mit der Waffe noch immer in Richtung der Soldaten gestreckt, wirft sich Tolstoi die Sporttasche mit seinen Einkäufen über. Der Rauch beißt in seiner Lunge, und mit einer geschmeidigen Bewegung steckt er die Schrotpistole weg und schnappt sich das weggeworfene AK. Smart. Munianzeige 40 Schuß AP. Granatwerfer geladen mit NeuroStun IV – nutzlos gegen die vollgepanzerten Soldaten.

Beide Hände um die AK geschlungen, entläßt er ein Staccato von Sperrfeuer in Richtung der Tür, unterdessen er Schritt für Schritt zur Ladeluke zurückweicht. Ein allzu mordgeiler HanSec läßt kurz seinen Kopf sehen, ehe 4 Kugeln das verspiegelte Visier seines Helmes durchschlagen. Tolstois Smartaim-Computer registriert die Treffer, quittiert Sie am oberen Rand in Tolstois Blickfeld mit 4.900 Punkten.

Das für das Kind, Du deutsche scheißefressende konzernhörige Nazi-Sau

Am Rande seines Gesichtsfeldes erkennt er Sergej, der ihm mit erhobenem Daumen zu verstehen gibt, daß alle „raus sind. Über der Szenerie liegt das metallene Knallen von Einschüssen in die umgebenen Holzwände, deren Kern aus 6mm Stahl besteht. Kein Durchkommen für die Secs.

Tolstoi springt an den verbliebenen Fetzen des Halteseils, schwingt sich kraftvoll nach draußen, das AK zum Dach erhoben. Ein Sec hat seine Pistole auf ihn getrimmt. Ein Burst AP-Muni durchschlägt seine Panzerung, bläst rote Fontänen in den grauen Abendhimmel über St. Georg. 1.200 Punkte. Am entferntesten Schwungpunkt läßt Tolstoi das Seil los, hängt für Sekundenbruchteile frei schwebend in der Luft. Eine Drehung ausführend, rasiert er die Dachkante mit Automatikfeuer ab, um alle eventuellen Soldaten in Deckung hechten zu lassen.

Dann rast das brackige Wasser der Halvefleet auf ihn zu.

 

Eine Antwort zu “Drachenbrut 03 | Jahre des Blutes (1)

  1. Karel, letzter Käpt'n der königlich-böhmischen Gebirgsmarine Oktober 23, 2011 um 12:03

    Schicke Actionsequenz (wenn auch reichlich brutal) – sieht man beim Lesen fast wie in einem Film vor sich.

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