Shadowrun Berlin

Die Online Erweiterung von Andreas AAS Schroth

Drachenbrut 05 | Von Dämonen und Engeln (4)

HARBURG – 2044

„Sieh mal an, was wir hier haben.“

Die Stimme aus dem Off sendet Schauer von Adrenalin durch seinen Körper. Wirr klicken die Sensoren der Drone hin und her, erfassen aber nichts außer einem Zugewinn an Höhe von 1.7455m.

Die Ansicht dreht sich, gibt den Blick frei auf ein lächelndes Gesicht, dessen Haut an vielen Stellen von Brandblasen bedeckt ist.

„Spionierst Du mir nach, kleine Drone ? Hm ? Hallo, wer da auch immer am anderen Ende sitzt – Zeit zum Jackout.“

Das Gesichtsfeld der Drone wird nun fast völlig von einer Pistolenmündung eingenommen. Jackoutjackoutjackjou-BLAM!

– – –

Tolstoi läßt die Reste der Jägerdrone in den gelben Baustellensand fallen. Er überlegt. SK kommt als Urheber der Drone nicht in Frage.

Erstens ist das hier ihre Baustelle und auf Subtilität braucht man nun wirklich keine Rücksicht zu nehmen, zweitens verwendet SK keine Dronen von Ruhrmetall, dafür haben die ihre Krupp Sondermaschinenbau-Dronen.

Runner kommen auch kaum in Frage – auf einer Baustelle ?

Tolstoi zückt nochmals sein Notepad und verfolgt den Weg der Radiotransmissionen der Drone. Kein Zweifel – Suchroutine: Check aller überdachten Areale in einem klar abgegrenzten Umkreis von 500m um das Loch im Bauzaun, durch das er gekrochen ist.

Also auch keine Firmenspionage, sondern eine gezielte Suche nach ihm.

Sein Gesicht verzieht sich, als er das Aufplatzen einer Blase auf seinen Schultern bemerkt, das Ausbreiten von warmen, klebrigen Eiter, der ihm die Wirbelsäule herabrinnt. Er checkt den Himmel ab, sieht aber keine Luftdrone, die sich auffällig lange in diesem Areal aufhält.

Schnell streift er sich die Jacke ab und bedeckt verschiedene Körperteile mit der Brandsalbe, die ihm Dr. Sitkajev zugesteckt hat. Wer immer hinter ihm her ist, er wird bald hier sein.

Er checkt das Magazin seiner kleinkalibrigen Waffe. 4 Schuß. Zu wenig. Notfalls könnte er sich auch mit der schweren Handfeuerwaffe verteidigen, doch diese besitzt nur 1 Schuß – und den braucht er noch, wenn es dunkel wird.

Erneut fixiert er die Reste der Drone, kritzelt die Seriennummer auf ein Stück Papier und spurtet dann tiefer in die Baustelle hinein.

Natürlich werden sie ihn hier zuerst suchen, aber da es nicht SK ist, haben die Leute Probleme, ihn hier zu schnappen.

– – –

Das Knattern des Helikopters übertönt alles. Durch seine geriggten Sensoren wirft Reehus einen Seitenblick auf den anderen Helikopter, der an seiner Seite fliegt. Noch immer windet sich sein Magen in Knoten, ein Nacheffekt des Dumpshocks. Natürlich gibt es für ihn keine Verpflichtung, in der vordersten Front an diesem Einsatz mitzuwirken, aber nach dem Verlust einer Drone präferiert er den Gedanken daran, seinem Vorgesetzten wenigstens das Zielobjekt ausliefern zu können.

Grübelnd stellt er fest, daß dies nicht der wahre Grund für seine Bereitschaft, den Einsatz mitzufliegen, ist:

Das Zielobjekt hat ihn überrascht, und sein Respekt hat sich in Furcht gewandelt. Eine Furcht, die er überkommen muß, denn ein furchtsamer Rigger ist ein toter Rigger.

„HanSec an SK Baustellenüberwachung – Erbitte Landegenehmigung zur Arrestierung eines Eindringlings.“

SK hatte sich aus Kostenersparnisgründen dazu entschlossen, die Baustelle von der benachbarten HanSec überwachen zu lassen, anstatt teure eigene Leute in einem Low-Risk-Areal zu binden. Eine Vereinbarung, die ihnen nun zugute kam.

„SK an HanSec Helikopter Beta-4. Landegenehmigung erteilt.“

Ein Lächeln huscht über Reedhus‘ Gesicht.

Die Jagd hat begonnen.

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