Shadowrun Berlin

Die Online Erweiterung von Andreas AAS Schroth

Brennpunkt: Stephankiez

stephankiez

Auf der Mauer, auf der Lauer

// Dateiupload von TOLSTOI // 22.03.2076 – 09:00:00

Durch den gleichnamigen STERN-Artikel über Gated Communities in Berlin bzw. darüber, dass eigentlich ganz Berlin zunehmend aus ummauerten Nachbarschaften der einen oder anderen Art besteht, wurde ich wieder mal auf den Stephankiez aufmerksam. Und beschloss, diesem Stück Normalität in Mitte ein kleines File zu widmen.

Lage im Bezirk

Der Stephankiez liegt in Moabit, was wiederum – neben dem schon ausführlicher beschriebenen Brennpunkt Wedding – die Schmuddelecke unseres Nummer-1-Vorzeigebezirks Mitte ist.

Über Mitte will ich gar nicht allzu viel sagen, das Meiste dazu findet ihr eh im noch ziemlich aktuellen Berlin Upload. Aus diesem Upload ist Moabit wohl am Besten bekannt als der Stadtteil, in dem auch der ARlebnisclub HIMMEL & HÖLLE [2] liegt, in unmittelbarer Nachbarschaft des BEHALA Hafengeländes Westhafen mit dem Berliner Großmarkt [1] sowie der in den 2050ern neu gebauten Massenhaftanstalt Plötzensee (JVA Plötzensee VII) [3], eine weitere Erweiterung der unweit in der Lehrter Straße ansässigen JVA Plötzensee I [11] mit umgebender Sternschutz-Einsatzzentrale Berlin-Mitte I.

Wenn man vom M-Bahnhof Westhafen den Aufgang zur Putlitzbrücke nimmt und sich statt zum Lagerhaus-Moloch der BEHALAG im Westen bzw. statt zum Müllverbrennungskraftwerk Moabit [4] und der benachbarten Müllverwertung bzw. Müllverschiffung Gerhardt Kuhn KG [6] lieber nach (Süd-)Osten wendet, hat man den Stephankiez praktisch im Blick. Auch wenn einem dieser nicht weiter auffällt:

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Unter der Putlitzbrücke erstreckt sich ein großes Gleisareal, südlich begrenzt von einer zweispurigen Entlastungsstraße, der Bernhard-Rybar-Straße. An deren anderer Straßenseite liegen BEHALAG-unabhängige Im- und Export-Lagerhäuser, einige Konsumklötze von Aldi-Real, zwei Self Storage Filialen [12] [15], jede Menge alter und schäbiger Werkstätten und Lagerhäuschen mit unklaren Besitzverhältnissen, ein riesiger Lagerklotz eines Asiatischen Lebensmittel-Großimporteurs [14] und – in der Ferne, praktisch schon an der Perleberger Brücke, welche die große Gleisbrache überwindet – ein HomeHelper Baumarkt [13].

Der Stephankiez ist das Wohngebiet hinter diesem Sammelsurium architektonischer Abscheulichkeiten, und von der Putlitzbrücke bzw. der nördlichen Außenfront aus sieht das Gebiet alles andere als einladend aus: Von den Lagerschuppen und Konsumkästen durch eine müll- und schrottautobestreute Sackgasse getrennt – die Quitzowstraße – sind die unteren beiden Stockwerke der Außenfassade paktisch vollständig abgedichtet.

Einige Fensteröffnungen wurden vermauert, andere mit Wellblechen, Gittern, Stahlplatten mit eingeschweißten Schießscharten oder mindestens schwere Eisengitter blockiert – und das, obwohl der Stephankiez ansonsten eine Politik eher offener Grenzen fährt.

Der Grund für die Abschottung zur Quitzowstraße ist einfach: Im ewigen Schatten zwischen den Riesenbauten und den hohen Altbauwohnblocks des Kiezes gelegen, war diese Sackgasse schon zu F-Zeiten ein echtes totes Ende, ein Müllabladeplatz und Niemandsland. Im Laufe der Jahre, in denen der Stephankiez noch eine regelrechte Vollabschottung praktizierte, haben sich die Anwohner darauf eingestellt, dass sie nach Norden hin „dicht“ sind. Als der Kiez sich wieder zunehmend öffnete, gab es eigentlich keinen besonderen Grund, aus dem die Leute ihre Wohnungen wieder hätten umgestalten sollen: Ohnehin hatte sich in den Wohnungen an der Nordseite des Kiezes eher lichtscheues Volk eingenistet, und wer auf Sonnenlicht gesteigerten Wert legt, zieht den hochauflösenden „Ausblick“ von Trideotapeten eh dem realen Ausblick auf Schrott und Industriebrache oder das jenseits der Gleise liegende Müllverbrennungskraftwerk vor. 
Konnopke

In Richtung der zweiten Begrenzungsstraße des insgesamt „dreieckigen“ Kiezes wirkt der Stephankiez weit weniger abweisend. Dies liegt neben den zur Perleberger Straße hinaus insgesamt etwas hübscheren Fassaden vor allem daran, dass dort im Erdgeschoss eine Reihe kleiner Läden, Imbisse, Cafés und die in Berlin allgegenwärtigen „Spätis“ untergebracht sind. Diese Läden, freilich, sind nicht Teil des Stephankiezes: Sie können nur von der Straße her betreten werden und besitzen – zumindest offiziell – keinen Zugang in den Stephankiez (das heißt: in den Hinterhof des Hauses oder auch in das Treppenhaus des Hauses) hinein.

Die eigentlichen Wohnhäuser entlang der Perleberger wiederum sind nur über ihre Hinterhöfe, das heißt vom Stephankiez aus, betretbar. Die früheren Hauseingänge zur Perleberger sind blinde Vertiefungen in der Fassade, die gelegentlich von Squattern oder fliegenden Händlern okkupiert werden.

Natürlich gibt es neben den beiden offiziellen Eingängen in den Stephankiez jede Menge weitere Zugänge. Einige dieser Zugänge haben den Status offener Geheimnisse und fungieren z.B. als Notausgänge der Kiezbewohner im Fall einer Evakuierung des Kiezes. Andere Zugänge sind nur dem bekannt, der sie angelegt hat – etwa Schleichrouten durch frühere Mieterkeller oder eigentlich versperrte Türen und zugemauerte Durchgänge, die vom Ladenbesitzer an der Perleberger mit oder ohne Duldung der Hausgemeinschaft wieder geöffnet wurde.
Konnopke

Mitten in Moabit

Mitte ist ein Normalbezirk, und die Stephankiez-Bewohner betrachten sich selbst als ganz normale Berliner, oder zumindest normale Bewohner von Moabit. Tatsächlich zählen die Meisten aber eher zu den Bessergestellten im Bezirk, wie man es anhand der wirklich wunderschönen, vollständig erhaltenen Stuckfassaden des Altbaukiezes auch erwarten kann. Anderswo in Moabit sieht es schon derber aus.

Vom leicht gehobenen Anspruch dieser Mittelklasse-Insel im sonst eher unterklassigen Moabit profitieren auch die rund um den Stephanplatz [16] angesiedelten kleinen Cafés und Geschäfte, die voll auf der Berliner Neuromantik und Lowtech-Welle reiten – im krassen Gegensatz zum hoch aufragenden Block des 30-stöckigen Moa Westin Hotels [18], in dessen unteren Etagen neben einem Stuffer-Plus Billigsupermarkt und der teilweise verwaisten Moa Mall auch das exzellente Asia-Büffetrestaurant Zhou Chao und eine Filiale des Waffen- und Munitionshändlers WeaponsWorld mit eigener kleiner Shooting Range im zweiten Untergeschoss untergebracht ist. 

Die starke Durchmischung von auf einen Aufschwung im Bezirk hoffenden Toplevel-Anbietern und den zumeist wesentlich länger in Moabit angesiedelten Billigheimern ist kennzeichnend für das gesamte Gebiet. So strahlt schräg gegenüber dem Moa Westin die mit enormem Geldaufwand in den 2060ern errichtete Ayasofya Moschee [19], während zur anderen Seite einige einsturzgefährdete Beton-Wohnklötze aus den 2020ern [17] vor sich hin rotten. Einige seit über zehn Jahren stehende Baugerüste sowie verfallene Schautafeln mit nicht mehr erkennbaren Modellzeichnungen lassen frühere ehrgeizige Pläne für eine umfassende Modernisierung des gesamten Bereichs Birkenstraße erinnern – diese sind offenbar aber schon vor Jahren aufgegeben worden und harren eines neuen Investors.

Im Umfeld des Stephankiez noch erwähnenswert ist das Traditionslokal mit Stampe Deichgraf [5] und ein zu Renraku gehörender Lagerkomplex [7], in welchem der Konzern eher „schattigere“ Operationen durchführen soll (Zwischenlagerung heißen Materials, diskrete Treffen und vor allem Verschwindenlassen von Beweisen und/oder Zeugen im geländeeigenen Schredder plus Entsorgung im benachbarten Müllverbrennungskraftwerk). Wer dort ein Treffen hat, kann das Gebiet am Besten vom nie fertiggestellten Hochbahnhof Perleberger Brücke [8] überwachen. Das nur im Rohbau vollendete Bahnhofsgebäude mit ebenso nie fertiggestellter Ladenpassage zieht zwar speziell Nachts echt übles Volk an und ist regelmäßig Battleground der Südwedding-Gangs, dafür ist der Blick über das Industriegebiet aber exzellent.
Konnopke

Ich würd noch das Maersk-Lager am Nordhafen [9] erwähnen und – aus persönlichen Gründen – die Freien Werkstätten in der Lehrter Straße [10], unweit der Kulturfabrik. Die Werkstätten sind ein Ensemble von insgesamt so 20 einzelnen KfZ-Werkstätten plus Garagen, die zum Teil fest an Dauermieter, also selbständige Mechaniker, vergeben sind, und die man aber auch privat anmieten oder vorübergehend nutzen kann. Die Besitzverhältnisse sind extrem undurchsichtig – der Eigentümer ist ein Altberliner Privatmann, der sich um nichts kümmert, solange die Kasse stimmt, und viele Werkstätten werden über mehrere Schieber, Schmuggler, Tuner und Auto-Irre weitervermietet. Immer ein guter Ort, um sich was Ungemeldetes einbauen zu lassen oder ein Auto zum Ausschlachten abzustoßen.
Russenrigger

Direkt gegenüber Bullizei und Haftanstalt? Stimmt, da hat man’s nicht weit. Ist gut für die CO2-Bilanz.
Bomberman

 Jetzt haben wir fast alles erwähnt, da können wir auch noch die Freie Heiliggeist Kirche [20] mit seiner Essensausgabe für Bedürftige und dem extrem gut vernetzten Pfarrer Markus und die bei Runnern beliebte Absturz-Kneipe Alcatraz [21] erwähnen.
 Teotwawki

Im und um den Stephankiez

Die Bewohner des Stephankiez sind nicht paranoid, nur gut vorbereitet. Nähert man sich dem Kiez und seinen zu jeder Tages- und Nachtzeit offenen Eingängen, gibt es nichts, was auf ein besonderes Schutzbedürfnis der Anwohner hindeuten würde (obwohl alle Häuser erkennbar mit stabilen Fenstern, Halterungen zum Einhängen von Metallverblendungen und von innen zusätzlich verkleideten Toren gesichert sind, und obwohl links und rechts der Hauptzugänge Sandsäcke, Panzersperren, Stacheldraht und andere unersprießliche Dinge zum zügigen Verschließen gelagert werden).

Man ist sich aber des Umstandes bewusst, irgendwie zwischen den Schmuddelteilen und den Wow-we-would-totally-kill-for-these-bits-Vorzeigeteilen der Konzerne in Berlin-Mitte zu stecken. Und für den Fall, dass das mit dem Frieden in Berlin nix wird, well – hat man einen Plan B.   

Von außen ist der Stephankiez wie schon gesagt rundum vermauert: Entlang der Nordseite die komplette Front bis hinauf zum dritten Stock, im Fall der anderen Seiten gehören die Ladenfronten noch zum „außen“ und die Vermauerung verhindert, dass man durch das Geschäft in die dahinterliegenden Häuser gelangen kann. 

Die einzigen Zugänge zum Reinkommen sind ein reiner Fußgängereingang [6] sowie ein Tor für Fahrzeuge [12], hinter dem sich sofort der Parkplatz des ansonsten verkehrsberuhigten Kiezes anschließt. Beide Eingänge sind zu jeder Tag- und Nachtzeit von 4–10 Bewachern besetzt, irgendwelche Kontrollen finden aber eher oberflächlich statt und beschränken sich meist auf „Fremde, die irgendwie verdächtig aussehen“. 

Wenn in Berlin Unruhen herrschen – zum Beispiel immer Anfang Mai, selbst wenn diese weit entfernt sind – werden die Zugänge geschlossen. Zugang erhalten dann nur Anwohner und deren angemeldete Gäste.   

Im Inneren finden dann zwar keine Kontrollen mehr statt, die Kiezbewohner kennen sich aber untereinander (nicht alle, aber die Meisten) und was wichtiger ist: Sie achten aufeinander, bemerken Ungewöhnliches und informieren dann per Kommlink-Rundruf an die Kiezgemeinschaft die Bewohner und deren Schutzmannschaft (zum einen eine Kiezwehr aus Freiwilligen, aber auch die Sicherheitsdienste des Nobel-Apartmenthauses Stephan Residenz [14], mit denen man gut zusammenarbeitet). 

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Locations im und um den Stephankiez

  1. HomeHelper Baumarkt. Informationen über einige lohnenswerte Gegenstände zum Einkaufen finden sich im nicht mehr ganz taufrischen, aber noch immer aktuellen [#Reiseführer]
  2. AldiReal Supermarkt mit AldiBurger Schnellrestaurant und Tankstelle. Als solches auch spätnachts noch ein Punkt, wo man die örtliche Jugend antreffen kann, die auf der nahen Entlastungsstraße auch ganz gerne kurze Sprint-Rennen fährt. Örtlicher Platzhirsch ist eine „Crew“ („Gang“ ist so 2060er) namens „Screw“ (also die ScrewCrew) um ihren Anführer Blitz Machine (ein 17-jähriger Elf mit einem hochgetunten 3er BMW, der die Straßen von Wedding und Moabit sehr gut kennt).
  3. Gimli’s Garage. Betrieben von (tadaa) einem Zwerg in speckiger roter HomeHelper-Latzhose, dessen Spezialität das Refitting und De-Branding ausgedienter Klein-Lkws, Vans und Pritschenwagen ist, damit diese auf dem Gebrauchtwagenmarkt an Selbständige, Runner und Kleinunternehmer weiterverscherbelt werden können. Nebenbei versteht sich Gimli auch auf den Einbau von Schmuggelbehältern.
  4. Destille Zum Kohlensack. Typische Altberliner Zuschütteria, an der nicht nur das Ende der Anarchie, sondern sogar schon deren Anfang vorbeigegangen ist. Flackrige Schultheisswerbung zu nikotingelben Spitzengardinen, Stehtische aus Brauereifässern, holzverkleidete Wände, PVC-Fußboden und im Keller neben dem Getränkelager ein Raum mit einem Tisch und 6 Stühlen, in dem gezockt oder diskret gedealt werden kann. Im Hinterhaus besitzt die Destille zudem eine große Zahl von Kellerräumen, in denen tatsächlich Kohlen und andere Heizbriketts verkauft werden.
  5. Schlüsseldienst und Sicherheitstechnik Verschließmeinnicht. Der Ex-Knacki und in den frühen 2060ern zu einiger Medienaufmerksamkeit gekommene Serieneinbrecher Karl Korff betreibt hier einen kleinen Schlüsseldienst und verkauft zudem Systeme zur Wohnungssicherheit wie die im Stephankiez verwendeten Fensterblenden und Torverstärkungen, aber auch Kameras, Türschlösser, Sperrriegel und schnöde Vorhängeschlösser nebst Ketten. Er macht keine illegalen Sachen mehr, kennt sich aber mit Brüchen und dem Verkauf heißer Ware aus wie kaum ein zweiter, und wenn es nicht grade um top-moderne Konzernsicherheitssysteme oder superaktuelle Vorgänge in Berlins Halbschatten geht kann man von ihm erstaunlich viel erfahren.
  6. Tor 1: Fußgänger-Zugang zum Stephankiez. In der ansonsten geschlossenen Häuswrfront der Quitzowstraße „fehlt“ hier ein Haus, so dass man über eine kleine Brache von der Quitzowstraße direkt in den „Hinterhof“ des Hauses Stephanstraße 9 gelangen kann. Die Brache wird als Parkplatz (nur für Stephankiez-Bewohner und deren Gäste) genutzt; über den Hof und durch den Hausdurchgang gelangt man in den Stephankiez (natürlich kann man auch vom Hausdurchgang direkt ins Vorderhaus oder vom Innenhof direkt in den Seitenflügel bzw. den Keller der Nummer 9 gelangen; alle Hauszugänge sind durch verstärkte Türen separat abgeschlossen, und die Bewohner dieses und des benachbarten Hauses überwachen in „Gefahrenzeiten“ den Innenhof von oben herab (beide Altbauten haben 5 Stockwerke plus eine ausgebaute Dachetage mit einem gemeinsamen „Tauer“).
  7. Café Paxlava. Kleines, von Aserbaidschanern betriebenes Café mit (nehme ich an) landestypischer Einrichtung (PVC-Fußboden, Tische mit grellen Wachsdecken, gelbe Wände mit Aserbaidschaner-Nippes, lärmende Klimaanlage, nur männliche Gäste).
  8. Spätkauf Perle24. Hat alles, was man braucht: Getränke, Snacks, Mikrowellenfood, 3 Matrixplätze, Rauchware und eine überschaubare Auswahl an Messern, Schwertern, Pistolen und Munition.
  9. Taliskrämer Aurora. Ungewöhnlich, da nicht klischeehaft klein und verkramt, sondern groß und verkramt, mit breiter Schaufensterfront direkt an der Bushaltestelle. Verkauft neben eigentlichem Taliskram auch Traumfänger und anderen Unfug für die Mundanen sowie Möbel und Dekoartikel für Zauberer und solche, die gern so rüberkommen wollen. Highlight: extrem unförmige Hocker, Sessel und Tische aus polierten Baumwurzeln. 
  10. Matrixcafé Ağ Oluşturma. Offenbar früher ein türkisches Hashisha-Café, jetzt ein türkisches Hashisha-Café mit Lichtschläuchen, an die Wände getackerten Second-Hand-Vidofolien und irgendwie Sci-Fi-mäßigen Dekorationen, in dem man auch in die Matrix gehen kann. Rund um die Uhr bevölkert durch junge Türken, die über das lokale Netzwerk VR Egoshooter zocken – die Spiele werden meist auf die (störbalkenden, teilweise blinden) Videofolien gestreamed und von den anwesenden Türken lauthals bejubelt.
  11. Turkestanisches Kulturzentrum. In diesem prunkvollen und mit einem kleinen, zur Straße hin abgeriegelten Garten umgebenen Gebäude residierte früher die Botschaft von Usbekistan. Nun ist hier die inoffizielle Berliner Botschaft von Turkestan (inoffiziell deshalb, weil Berlin natürlich kein Regierungssitz und kein eigener Staat ist), die äußerlich aber auf Kulturzentrum macht.
  12. Tor 2: Fahrzeug-Zugang zum Stephankiez. Hier hat man ein motorbetriebenes Rolltor installiert und einen mobilen militärischen Faltturm noch dazu, was dem Zugang einen recht martialischen Eindruck verschafft. Hinter dem Tor erstreckt sich ein Parkplatz. Der Rest des Stephankiez ist verkehrsberuhigt.
  13. Ristorante Pizzeria Gianni. Familiäre Pizzeria mit guter Qualität und hausgemachten Nudeln zu einem sehr okayen Preis. Zudem praktisch der exklusive Pizzalieferant des Stephankiezes und der zentrale Veranstaltungsort für alle Arten von Feiern im Kiez von Taufe über Geburtstag bis Hochzeit, Scheidung und Todesfall. Entsprechend kennt der Pizzaiolo Gianni jeden hier im Kiez, und weiß auch alles, was man sich über ihn erzählt.
  14. Stephan Residenz. Ein erst 2069 umfassend instand gesetztes Nobel-Appartmenthaus mit leuchtend weißer Fassade und eigenem Sicherheitsdienst, das von ENGEL & WÖLLNER betrieben wird, bis es – vermutlich bald und für eine absurde Summe – an einen Immobilienspekulanten verkauft wird.
  15. Kiezbüro. Quasi direkt neben dem Eingang zum Stephankiez befindet sich das Kiezbüro, das man grob als Mischung aus „Concierge des ganzen Kiezes“ und Treffpunkt der Kiezbewohner beschreiben kann. Hier laufen alle Meldungen über Verdächtige oder auch technische Ausfälle, verdreckte Aufgänge, bösen Nachtlärm oder andere die Gemeinschaft betreffende Dinge ein und werden entweder vom kleinen Concierge- und Handwerkerteam um Else „Ellie“ Businski, von der Kiezwehr um den Troll Falko Wallbrecher oder von der Kiezgemeinschaft per Versammlung oder kurzes Online Voting geregelt.
  16. Notstandszentrale mit Waffenkammer. In diesem Haus stehen Wohnungen für Verstärkungen der Kiezwehr bereit, außerdem ist hier der Kiezwehr-Aufenthaltsraum, die Kiezwerhr-Rüstkammer und zu Vorratsräumen umfunktionierte Wohnungen mit allem, was man im Falle eines Notstandes benötigt (vor allem Konserven und Medikamente, aber auch Panzerschränke mit Waffen für jene kiezbewohner, die Feuerwaffen nicht in ihrer eigenen Wohnung haben möchten).
  17. Kiezcafé. Wenn man zu viert oder sechst zusammenkommt, kann man das im Kiezbüro tun. Für alle größeren Versammlungen gibt es das Kiezcafé, das auch außerhalb von Meetings als Caféteria Bewohnern und Gästen offensteht. Daneben finden in den Räumen des Kiezcafés auch kulturelle Veranstaltungen, ein Yoga-Workshop, Tanzkurse und Ähnliches statt.
  18. Dartkneipe Anni’s Room. Benannt nach dem 1er Feld im Dart und betrieben von einer gleichnamigen Elfe mit auffallend schwarzen Haar, in das rot glimmende Strähnen eingewoben sind, ist diese Kneipe eine Art Übergang zwischen dem Außen und Innen des Stephankiez: Von beiden Seiten aus betretbar, könnte man natürlich jederzeit einfach durch die Kneipe in den Kiez gehen (und tatsächlich tun Annis Stammgäste just das), wer das aber als Fremder macht wird angeblafft und wenn er nicht schleunigst außenrum zu einem der Tore geht bei der Kiezwehr gemeldet. Die Kneipe bietet verschiedene Arten von klassischem, E-, AR- und VR-Dart an, mit deutlichem Fokus auf die Lowtech-Variante. Dazu trinkt man Guiness, obwohl der Rest der Kneipe eigentlich nicht nach Pub aussieht. Die Stephanstraße hier ist sorgfältig vermauert worden. Die Spitze der 3 Meter hohen Mauer ist mit Eisenpfählen und Stacheldraht bekrönt; Balkone links und rechts der Straße fungieren als Ausguck. Am „Toten Ende“ der Stephanstraße sind kiezseitig mehrere ausrangierte Mobile OPs für Bundeswehr-Lazarette abgestellt. Diese sind für gewöhnlich versperrt und fungieren als Krankenhaus für en Fall von Aufständen, Seuchen oder Biowaffen-Einsätzen in der Stadt. Wie gut diese letztlich ausgestattet sind ist unbekannt – es sollen aber in den Containern und nahen Mieterkellern genug Medikamente lagern, um den Stephankiez und etwa 300 Flüchtlinge mehrere Wochen versorgen zu können. Im Keller von Anni’s Room lagern für den gleichen Zweck Lazarettzelte.
  19. Destille Beim Jochem. Eine nur von außen betretbare und somit nicht zum eigentlichen Kiez gehörende Destille eines nach eigenem Bekunden „Exilsaarländers„, deren Wände mit allerlei Nippes und Bildern aus der SOX ehe sie die SOX wurde dekoriert ist. Ein befreundeter („nur“ rheinländischer) Fleischer liefert Lyoner, ein Bäcker Doppelweck, und zu besonderen Anlässen gibt es Jochems selbstgemachten Dibbelabbes, oder es wird auf dem Gehweg geschwenkt. Ansonsten „tringe ma Bier“, hört an den Wochenenden Livemusik aus den glücklichen Saarland-Tagen vor Cattenon-GAU und Magiegedöns, oder schaut mal wieder Dudenhöfer, als habe es danach keine Kultur mehr gegeben. Oder davor.
  20. Sasha Grey Sexshop. Eine typische (wenngleich kleine) Filiale der bekannten Sexshop-Kette: Außen schwarze und rote Dekos mit deutlichem BDSM-Einschlag, drinnen eine eher nüchterne Warenpräsentation mit verstörender AR-Spamzone, die man tunlichst wegwedeln sollte, ehe man den Laden betritt. Besonderheit: Aufgrund der geringen Größe hat man sich VR-Kabinen geschenkt. Dafür scheint man eine gut funktionierende Partnerschaft mit dem Vesuv Casino [28] zu haben.
  21. Freie Kita Feuerschwinge. Eine von insgesamt 6 Kitas im engeren Umfeld des Stephankiezes.
  22. Reinigung Akasha. Kleine Reinigung, die als Service die versehentliche Zerstörung von Kleidungs-RFIDs beim Schnelltrocknen in einem modifizierten Mikrowellengerät anbietet.
  23. Bar Café Suarez. Ob man hier auf dem Gehweg oder beim Café Achteck gegenüber im Sommer den Sonnenschein genießt oder Abends zum Absacker einkehrt: Das Suarez ist in ganz Moabit bekannt und beliebt.
  24. Drogerie Apotheke Hubertus. Verkramte kleine Apotheke eines „alternativen Apothekers“, was im Klartext bedeutet:  Ein Berliner Anarcho-Apotheker, der ebenso gut Meth kochen wie Hustensaft mixen kann. Und auch beides tut.
  25. Freies Gemeindezentrum Am Stephanplatz. Von einem Verein betriebener Allzweckbau mit mehreren Räumen für Workshops, Diskussionen, Kursen etc.
  26. Habibi Lebensmittel. Eine Berliner Lebensmittelkette mit beinahe 100 Standorten, die vor allem an die türkische und arabische Gemeinschaft ausgerichtet ist und zahlreiche authentische Produkte aus dem Nahen Osten führt (von denen ein sehr großer Teil in Habibi-eigenen Betrieben in Berlin hergestellt wird).
  27. Café Stephan. Kleines Kiezcafé mit eher studentischem Flair, das aufgrund der Sonnenlichtallergie der Betreiberin Dariah Hahnert (einer Zwergin) erst nach Sonnenuntergang öffnet.
  28. Vesuv Casino. Moabit ist so etwas wie das Klein-Las Vegas von Berlin. Jedenfalls was die Zahl der Automatencasinos und Wettbüros angeht. Die liberaleren Gesetze Berlins nutzend, haben sich die Casinos der Vesuv-Kette (eine Nachfolgerin der früher in Berlin existenten Vulkan-Kette) während der Zeit der Anarchie auf eine Mischung aus Zocken, Wetten, Rauchen, Trinken und Sex verlegt. Gemäß dem Motto: Wenn schon halbseiden, dann aber richtig. So stehen auch in diesem Casino neben allerlei Wett-Terminals und Geldspielgeräten einige Sasha Grey VR-Sexkabinen, auf einem schmalen Laufsteg windet sich irgendeine nackte Osteuropäerin, und die Tiefe des überraschend großen Casinos mit 4 Separees verliert sich im Dunst von Zigaretten, Joints und den an der Bar ganz normal bestellbaren Bongs.
  29. Bar Café Harem. Das Eckgebäude hier gehört komplett nicht zum Stephankiez: Inhaber, Vermieter und Betreiber des im Erdgeschoss angesiedelten Cafés Harem – das sich redlich bemüht, dem Namen gerecht zu werden, wofür verschiedene der Wohnungen des Hauses verfügbar sind – ist der halbtürkische, halbrussische Ork Ejderha, dessen gemischtrassige Gang zugleich der hauseigene Verwalter-, Luden- und Schlägertrupp ist. Vor dem Haus parkt konsequenter Weise meist eine Gruppe von 3–5 extrem teuren Sportwagen, und die Hausherren führen sich hier gerne als genau das auf.
  30. Spätkauf Zu Spät. Zu spät ist es für das Zu Spät eigentlich nie: Der kleine Supermarkt ist rund um die Uhr geöffnet und bietet alles, was man abends oder nachts noch dringend brauchen könnte.
  31. [ FREIGEHALTEN FÜR DEINE BERLIN-KAMPAGNE ]
  32. FMIB Freies Magisches Institut Berlin. In den Gebäuden der ehemaligen Polizeizentrale hat sich in den Jahren der Anarchie eine Studiengemeinschaft von Magiepraktizierern eingenistet, die ihr Institut schrittweise zu einer Schule mit angeschlossenen Forschungsräumen ausgebaut hat. Hier kann man sich Rat in magischen Fragen holen oder auch die Wohnung magisch sichern lassen. Begehrt ist auch der magische Bereitschaftsdienst, ein etwas hochgestochener Begriff für den Service, der im wesentlichen bedeutet, dass bei Anruf auf der Institutshotline einer der Magiekundigen hier auf den Weg macht, um Beistand bei was auch immer zu leisten. Gegen das richtige Geld, natürlich, und nur, wenn man eine Patenschaft mit dem Institut unterhält (gibt’s ab 100 Euro im Monat).
  33. The Nerdstore. Kleiner Laden für Videospiele, gedruckte(!) Comics, sinnlose Gimmicks, Trading Card Games und Tischrollenspiele. Praktisch die Art Laden, für welche die NO!AR-Messe innerhalb der Essener SPIEL existiert.
  34. Altberliner Kneipe Kaputter Heinrich. Eine Altberliner Kiezkneipe, die in exakt dieser Form bereits seit Urzeiten existiert, und daran wird sich auch hoffentlich nie etwas ändern.
  35. Interface. Als das alte Interface mit einem Konzept von gemütlichem Trinken und casual Zocken startete, traf dieses neue Konzept direkt einen Nerv, denn bis dahin waren „Gamer“ eher eine gastronomische Randerscheinung, die sich zum Zocken und Schnacken überwiegend ins eigene Wohnzimmer bzw. den Teamspeak zurückziehen mussten. Mit der Explosion der digitalen Games und der Matrix wurde Gaming – und hier eben gerade das casual Gaming – zu einer Massenbewegung, und bevor das Konzept „Drinks and Games“ von einer endlosen Flut neuer Kneipen kopiert wurde erlebte das Interface einen regelrechten Boom: Neben dem Stammhaus in der Perleberger Straße eröffneten bald nach Einführung eines Franchise-Systems Dutzende weiterer Interfaces in Berlin und auch darüber hinaus. Mit dem zweiten Matrixcrash und dem Aufstieg der AR-Games brach das Geschäft der „Gaming-Kneipe“ indes wieder zusammen, so dass von den 212 Interface-Bars 2061 heute nur noch dieses Interface übriggeblieben ist, das allerdings unter dem alten Stammhaus in einer stillgelegten Kellerfabrik 2072 „neu“ eröffnet wurde.
Das "neue" Interface in der Perleberger Straße in Moabit.
Das „neue“ Interface in der Perleberger Straße in Moabit. (Bild nicht von mir!)

8 Antworten zu “Brennpunkt: Stephankiez

  1. Sphyxis Dezember 10, 2014 um 11:56

    Hab mal wieder den gatcom und diesen artikel hier gelesen. Immer schön und interessant wie du das Berlinsetting weiter belebst
    Ich kann mir nur mehr davon wuenschen! Hat ja auch schon ein wenig davon ins 2050 geschafft. Würd mir solche kiez und viertelbeschreibungen von pegasus seite auch mal wuenschen. Namendlich: zu hamburg 2075, als ergaenzung zu schattenstaedte. Kannst du solche anregungen einbringen?

    Anyonstwn: weiter so, gerne mehr!

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  3. Martin März 8, 2016 um 18:38

    Wie machst Du denn diese schönen Maps? Photoshop?

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